Disco Boy

Disco Boy

Betörend & Hypnotisch – Sofilm

Visuell atemberaubend – The Guardian

Eine verschwenderische Odyssee – Arte

Das hypnotische Debütwerk von Giacomo Abbruzzese wurde an der Berlinale als frischer Wind begrüsst und mit dem Silbernen Bären für die Kameraarbeit von Hélène Louvart ausgezeichnet. Franz Rogowskis gewohnt intensives Schauspiel steht in diesem Drama um einen Fremdenlegionär im Einklang mit der Auseinandersetzung mit der Gleichzeitigkeit verschiedener Lebenswelten, verschwommenen Grenzen, und dem Anspruch auf neue, zeitgemässe Geschichten.

Aleksei ist zu allem bereit, um aus Weissrussland zu fliehen. Er reist nach Paris und meldet sich bei der Fremdenlegion. Er wird in den Kampf im Nigerdelta geschickt, wo der junge Revolutionär Jomo gegen die Ölgesellschaften kämpft, die sein Dorf verwüstet haben. Während Aleksei in der Legion eine neue Familie sucht, stellt sich Jomo vor, Tänzer zu werden, ein Disco Boy. Im Dschungel werden sich ihre Träume und Schicksale kreuzen.

Aleksei ist ein junger Weißrusse auf der Flucht vor einer Vergangenheit, die er begraben muss. In einer Art faustischem Pakt wird er Mitglied der französischen Fremdenlegion und erhält im Gegenzug die französische Staatsbürgerschaft. Weit weg, im Nigerdelta, ist Jomo ein revolutionärer Aktivist, der sich im bewaffneten Kampf für die Verteidigung seiner Gemeinschaft einsetzt. Aleksei ist ein Soldat, Jomo ein Guerillakämpfer. Durch einen weiteren sinnlosen Krieg werden ihre Schicksale miteinander verwoben.

Was ist “Anderssein” und kann man es in sein eigenes Selbst integrieren, wenn man durchs Leben geht, Grenzen überschreitet und sich in einem sich ständig verändernden Raum befindet, sowohl physisch als auch mental? Giacomo Abbruzzeses unkonventionelles Denken und sein Erfindungsreichtum fallen auf, wenn er solche Fragen durch eine bildstarke Erzählung und eine Inszenierung voller Poesie und Spannung erforscht. Der kraftvolle Soundtrack des Elektronikmusikers Vitalic begleitet diese magische Träumerei und trägt dazu bei, dass ein Nachtclub der nächstgelegene Ort ist, an dem man der Transzendenz am nächsten kommen kann, und das ultimative Ziel für Menschen, die ihren Kompass auf den heiligen Horizont der Utopie ausrichten.

Polish Prayers

Polish Prayers

Antek, 22, wächst in einer tief religiösen und rechtsradikalen Familie im heutigen Polen auf. Katholizismus, Nationalismus und vor allem das Zölibat bestimmen seine Welt.

Über Jahre hinweg begleiten die Filmemacherin Hanka Nobis und ihr Team ihn, seine Freunde und seine Familie. Sie sieht, wie Antek seine wachsende Macht in der Bruderschaft, einer kleinen Gruppe gleichgesinnter junger Männer, geniesst. Doch als er sich verliebt, kommen ihm erste Zweifel.

Golden Seniors

Golden Seniors

Fünf Senioren wagen den Schritt ins Ungewisse. Während 18 Monaten nehmen sie an einem Training teil, das auf Achtsamkeit und Altruismus basiert und für eine Studie gemessen wird. Das Ziel ist, die Auswirkungen von Meditation aufs Altern zu evaluiren. Der Film erzählt ihre persönliche Reise und spiegelt diese mit der wissenschaftlichen Objektivität und den Herausforderungen eines guten Alterns in unserer Gesellschaft. Immer länger leben – ja, aber wie?

Über das Abenteuer dieser Senioren hinaus, zeigt der Film Meditation als eine Möglichkeit, sich mit sich selbst und seiner Umgebung zu verbinden. Er erhellt die Gegebenheiten dieses Weges mit Stolpersteinen, Momenten des Zweifelns, der Dankbarkeit, der Freude und manchmal der Befreiung.

Big Little Women

Big Little Women

Wie kann man mit einem aufgeklärten Patriarchen auf zärtliche Weise über feministische Kämpfe sprechen?

Unter dem Einfluss eines sehr persönlichen poetischen Tranks verwandelt Nadia Fares die Hommage an ihren geliebten ägyptischen Vater in eine Chronik der Situation der Frauen in Ägypten und in der Schweiz. Sie erforscht die Auswirkungen der patriarchalischen Tradition als Spiegeleffekt zwischen Orient und Okzident.

Something You Said Last Night

Something You Said Last Night

Die Mittzwanzigerin Ren fährt mit ihren italienisch-kanadischen Eltern und ihrer jüngeren Schwester Siena in den Urlaub. Ihre Familie weiss nicht, dass sie kürzlich ihren Job verloren hat. Ren versucht, sich in dem auf Rentner:innen ausgerichteten Strand-Resort zurechtzufinden und sich der liebevoll gemeinten, aber übervorsorglichen Art ihrer Eltern zu entwinden, während ihre Schwester die Familie mit ihren rebellischen Ausbrüchen auf Trab hält. Im Wissen, dass Ren nach den Ferien noch mehr auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen sein wird, fühlt sich das Ferienhaus immer beengender an.

Die Autorin und Regisseurin Luis De Filippis erzählt in diesem erfrischend klischeefreien Film von lebhaften Familiendynamiken und erkundet den widersprüchlichen Wunsch eines Millennials, unabhängig zu sein und doch umsorgt zu werden. Während der Film perfekt den Tenor eines Sommerurlaubs einfängt, in dem Sonne, verwässerter Alkohol, Langeweile und Peinlichkeiten zum Standard gehören, schwingt unterschwellig das leichte Unbehagen mit, welches Ren als trans Frau im konservativen Ferienort befällt. Jenseits von melodramatischen Stereotypen zeigt uns De Filippis und ihr Team eine Welt, welche die trans Erfahrung authentisch repräsentiert.

Le Film de mon père

Le Film de mon père

Der Filmemacher Jules Guarneri wuchs in Villars zwischen seinen Adoptivgeschwistern in einem Chalet auf, welches regelmässig vom Geist seiner Mutter heimgesucht wird. Sein Vater, Oberhaupt und Wächter der Familienchalets, filmt sich täglich und übergibt sein filmisches Vermächtnis an Jules, mit dem Auftrag, er solle daraus seinen ersten Film realisieren. So beginnt eine verzwickte, innige und bisweilen auch vergnügte Reise in Jules Unabhängigkeit.

LE FILM DE MON PÈRE wird letztlich ein ganz anderer, als ihn der Vater imaginierte. Jules Guarneri wirft einen empathischen und reflexiven Blick auf dieses etwas neurotische Familienmaterial und vollzieht auf humorvolle Weise einen symbolischen Vatermord auf der Schneidebank. Das daraus entstandene Familienportrait feierte seine Weltpremiere am Vision du Réel, und wurde dort mit dem Jurypreis ausgezeichnet.